Auf einen Schlag zum Millionär: Die höchsten Gewinne im Glücksspiel

„Wer nichts erheiratet oder ererbt, bleibt ein armer Teufel bis er sterbt“, lautet eine deutsche Binsenweisheit. Eine dritte Möglichkeit, es aus bescheidenen Anfängen in den Club der Millionäre zu bringen, hat der unbekannte Autor allerdings vergessen: Glücksspiel.

Lotterien sind seit Jahrhunderten der Stoff, aus dem die Träume sind, Das gilt für die Veranstalter, die ab dem 16. Jahrhundert aus den Einnahmen angebrannte Städte wiederaufgebaut oder Kirchen, Armenhäuser und Zuchthäuser errichtet haben, genauso wie für die Gewinner. Eberhard Ludwig, Herzog zu Württemberg, veranstaltete eine staatliche Leibrentenlotterie, mit der er 1704 den Bau seines Schlosses und die Hofhaltung finanzierte.

Durch Lotto zum Schlossbesitzer werden ist auch im 21. Jahrhundert noch möglich, wenn auch die Chancen auf einen mehrstelligen Millionenwinn ausgesprochen gering sind. Rund 7,3 Millionen Bundesbürger tippten im Jahr 2019 regelmäßig, und mehr als 21 Millionen spielen zumindestens ab und zu Lotto. Aus gutem Grund: Allein 2018 wurden 152 Deutsche auf einen Schlag zum Lottomillionär.

Um 42,58 Millionen Euro wurde im vergangenen Jahr eine Spielerin aus Baden-Württemberg reicher. Damit stellte sie einen neuen Rekord für den höchsten Einzelgewinn im Lotto „6 aus 49“ auf. Die Wahrscheinlichkeit dafür lag bei astronomischen eins zu 140 Millionen.

Deutlich wahrscheinlicher war der Gewinn eines Tschechen, der sich nach einem enttäuschenden Abend beim Kartenspiel stattdessen im österreichischen Casino Seefeld an einen Spielautomaten setzte und erst wieder aufstand, als der Jackpot geknackt und er um 1,3 Millionen Euro reicher war. Da der Glückspilz schon vorher zum Club der Millionäre gehörte, konnte er sich allerdings auch höhere Einsätze leisten. Das Casino-Personal gehörte ebenfalls zu den Gewinnern. Der Zocker belohnte sie mit einem Trinkgeld in Höhe von 54.000 Euro.

Noch viel mehr kassierte 2017 ein Schotte, der vom heimischen Küchentisch aus ein Online Casino besuchte und dort vier Pfund beim Slotspiel „Hall of Gods“ einsetzte. Die Götter waren ihm in diesem Fall ausgesprochen wohlgesonnen. Ein Gewinn von 6,3 Millionen Pfund machte ihn zum neuen Rekordhalter.

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Auch Sportwetten können reich machen. Das haben britische Fans festgestellt, als sie bei den Buchmachern vor dem Beginn der Saison 2015/2016 zwischen zehn Pence und zehn Pfund darauf wetteten, dass der Außenseiter Leicester City den Titel in der englischen Meisterschaft holen würde. Die Chancen wurden von den Experte als so verschwindend gering eingestuft, dass Quoten von 5000:1 für den Meisterschaftsgewinn von Leicester City angeboten wurden. Dann geschah das Unfassbare. Spiel um Spiel arbeitete der Club sich näher an die Meisterschale heran. Die Buchmacher wurden nervös und boten zwischenzeitlich den Zockern an, die Wettscheine zurückzukaufen. 23 der 47 Tipper gingen auf das Angebot ein, aber die restlichen zwei Dutzend hielten an ihrem Traum und den Wettscheinen fest und wurden dafür mit dem Cup für ihren Verein und dem 5000fachen Einsatz belohnt.

Mit Geduld, Köpfchen und guten Nerven lässt sich bei einigen Glücksspielarten Kasse machen. Der deutsche Joachim Marnitz hat sein Soziologie-Studium mit dem Schwerpunkt auf Statistik auf den Bereich der Sportwetten ausgedehnt und ist zum erfolgreichen Profitipper geworden.

Bevor er allerdings seine Einsätze beim Fußball platziert, analysiert er die Vereine und Spieler an sich, deren Leistungen in der Vergangenheit und den aktuellen Zustand des Clubs, vor allem was Verletzungen und Sperren betrifft. Ein besonderes Augenmerk richtet er dabei auf die Quotenbewegungen in der Vergangenheit. Marnitz setzt nämlich in erster Linie auf Quoten. Manche Teams werden von den Buchmachern überschätzt, andere unterschätzt. Weil die Quoten von der Zahl der Tipper mit abhängen und so zudem aus sentimentalen Gründen bis kurz vor dem Anpfiff in die eine oder andere Richtung gehen können, machen sich kluge Wetter das Wissen darum ebenfalls zu nutze.

Weil außer den treuesten Fans niemand an die Meisterschaftschancen von Leicester City geglaubt hatte, waren die Quoten vor dem Saisonstart dermaßen hoch. Doch mit jedem Punktgewinn änderte sich das dramatisch.

Mit kleinen Einsätzen zum Erfolg kann es auch beim Pokern gehen. Weil das Spiel vor allem auf mathematischen Wahrscheinlichkeiten und psychologischem Verständnis beruht, braucht es Disziplin und viel Erfahrung, um zum hervorragenden Spieler zu werden. Ein weiterer Faktor ist die Fähigkeit zur kritischen Selbsteinschätzung. Nur wer seine eigenen Spielzüge notiert und analysiert, kann im Laufe der Zeit erkennen, wo die eigenen Schwächen liegen, und daran arbeiten. Mancher Zocker neigt zu übervorsichtigen Einsätzen und verliert dadurch. Ein anderer weiß nicht, wann es Zeit zum Aussteigen ist oder blufft auf so transparente Weise, dass niemand zweimal darauf hereinfällt.

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Aus bescheidenen, wohl durchdachten Anfängen hat sich zum Beispiel Hossein Ensan in der Pokerwelt nach oben gearbeitet. Der Münsteraner, der 2013 bei der European Poker Tour erstmals in die Geldränge kam und zunächst bei dreistelligen Buy-Ins drei- bis niedrige vierstellige Beträge kassierte, hatte im August 2014 bei der European Poker Tour in Barcelona den ersten Riesenerfolg. Sein dritter Platz im Main Event brachte ihm knapp über 650.000 Euro ein. Danach wechselten seine Ergebnisse zwischen Töpfen von 2000 Euro bis zu sechsstelligen Summen, ehe er im Alter von 55 Jahren 2019 in Las Vegas zum Poker-Weltmeister gekürt wurde und mit einem Schlag um zehn Millionen Dollar reicher war.

Das langsame Vorarbeiten in den Club der Millionäre hat dabei enorme Vorzüge. So mancher arme Schlucker, der es vom Habenichts zum Lottomillionär gebracht hat, ist dadurch aus der Bahn geworfen worden. Der als „Lotto-Lothar“ berühmt gewordene Sozialhilfeempfänger, der 1995 mit seinem Bruder umgerechnet fast vier Millionen Euro gewann, brachte seinen Anteil in weniger als vier Jahren restlos durch und starb schließlich völlig verarmt. Psychologisch erfolgreiche Lottogewinner haben ihren neuen Reichtum meist nicht publik gemacht, sie arbeiten weiter oder sind ehrenamtlich tätig, und sie wissen, dass Geld allein nicht glücklich macht und selbst reiche Leute im Grunde arme Teufel sein können.

 

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