Anatozismus

Unter dem Fachbegriff Anatozismus versteht man die Berechnung der Zinsenzinsen für verzinstes Kapital. Hierbei wird nicht nur der eigentliche Kapitalbetrag verzinst, sondern auch der damit bereits erwirtschaftete Zinsbetrag. Das bedeutet, dass für die Zinsen wiederum Zinsen anfallen. Der Anatozismus hat einerseits bei Spareinlagen oder anderen Spar- und Anlageformen eine große Bedeutung, da damit ein größerer Gewinn erwirtschaftet werden kann, je länger das um die jeweiligen Zinsen vermehrte Kapital verzinst wird. Aber auch im Bereich der Kreditprodukte hat der Anatozismus Bedeutung. Denn hier werden für ausgeliehenes Kapital ebenfalls Zinsen berechnet. Zahlt der Kreditnehmer die vereinbarten Raten jedoch nicht zurück und tilgt somit weder den Kapitalbetrag, noch den Zinsbetrag, werden Verzugszinsen berechnet, die ebenfalls nicht nur für den Kapitalbetrag, sondern auch für den bereits anfallenden Zinsbetrag errechnet werden. Bei entsprechender Dauer kann sich der Gesamtbetrag hierbei sehr rasch summieren und die Kosten für den Kredit deutlich erhöhen. Insbesondere bei ??berziehungsrahmen wird dieser Effekt oft vergessen. Hier wird entweder eine Rahmenhöhe überschritten oder aber auch ein Zeitpunkt, zu dem Rückzahlungen fällig gewesen wären und schon fallen nicht nur die eigentlichen Zinsen für den ??berziehungskredit an, sondern auch für diese bereits angefallenen Zinsen selbst. Zudem kommt auch noch, dass die Verzugszinsen oft noch mit einem weitaus höheren Zinssatz berechnet werden als die regulären Zinsen. Der Anatozismus kann jedoch auch ausgenutzt werden, indem einer Kreditfinanzierung etwa eine Spareinlage gegenübergestellt wird, deren Zinseszinseffekt für eine Gewinnausschüttung sorgt, die insgesamt höher liegt als die Belastung für die regulären Zinsen für den in Anspruch genommenen Kredit, die gezahlt werden müssen.